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Zur falschen Zeit am richtigen Ort

  • Autorenbild: Sonja
    Sonja
  • 28. Juni 2023
  • 5 Min. Lesezeit

Wir kommen am späten Nachmittag in Cebu City an, beziehen unser Zimmer im 42. Stockwerk eines Wolkenkratzers und wollen noch ein bisschen die Stadt erkunden. Direkt merken wir, dass wir noch viel zu sehr in der Insel-Idylle stecken und uns das wilde Treiben der Stadt etwas überfährt. Wir besichtigen die Kirche Basilica del Santo Niño und laufen durch die prall gefüllten Straßen. Außerdem führt der Weg uns in einen großen Supermarkt, der an drei von vier Seiten mit insgesamt 98 Kassen versehen ist und sich erstaunlicherweise doch sehr lange Schlangen bilden. Schallend laut läuft hier Charts-Musik, die lediglich um 18 Uhr durch einen Aufruf zum Gebet und ca. einer Minute Stillschweigen und Beten unterbrochen wird.



Von unserer langen Reise kaputt, fallen wir früh ins Bett, da wir am kommenden Morgen schon wieder früh los wollen, um nach Siquijor Island überzusetzen.


Von den Taxipreisen überrumpelt, beschließen wir das öffentliche Verkehrsmittel "Jeepney" in Anspruch zu nehmen. Diese lustigen Kleinbusse gibt es in sämtlichen Farben und Formen, eine Fahrt kostet für uns beide ganze 40 Cent und der Transport zum Busterminal klappt einwandfrei. Es lohnt sich doch immer, lokale Angebote zu nutzen.


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Nach ca. sieben Stunden Bus- und Fährenfahrten landen wir im Dunklen auf der für ihre Wasserfälle, Traumstrände und Schnorchelspots bekannten Insel Siquijor. Als wir am nächsten Morgen vor die Tür unseres Bungalows treten, finden wir uns in einer kleinen grünen Oase wieder.

Wir leihen uns einen Roller, wollen zuerst einmal die Insel erkunden und an einem der Strände schnorcheln gehen. Unterwegs sehen wir wunderbare Natur, kleine Dörfchen, in denen uns die Kinder fröhlich zuwinken und -rufen und einige beeindruckende Kirchen, die einen irgendwie nach Südamerika versetzen, auch wenn wir dort noch nicht waren. Nach ca. 1,5 Stunden Fahrt erreichen wir das Tulapon Marine Sanctuary, einer der top Schnorchelspots der Insel. Für eine kleine Gebühr, werden wir von einem Guide ca. 300 Meter vor die Küste geführt und dieser entpuppt sich als wahres Adlerauge.


Neben schönen Korallen entdeckt er Schwarzspitzen-Riffhaie schon dann, wenn wir noch nicht einmal Umrisse davon erkennen. Wir sind uns nicht sicher, ob wir alles gesehen haben, was er gesehen hat. Wir freuen uns auch über Schildkrötenbesuch und schöne Fische. Außerdem faszinierend ist, dass die Korallen sicherlich 5-10 Meter unter uns liegen und wir alles gestochen scharf erkennen können.

Während hier auf der Ostseite das Wasser ruhig und glasklar ist, verhält es sich auf der für ihre Traumstrände bekannten Süd-Westseite etwas anders. Aufgrund des Monsuns ist das Meer rau, trüb und kaum begehbar, die sonst weißen, breiten Sandstrände sind schmal, voller Seegras und irgendwie ungemütlich. Der einzige Strand, an dem es wirklich schön gewesen wäre, hat aktuell ein Schwimmverbot.

Voller Tatendrang stehen wir am nächsten Morgen früh auf, um vor allen anderen Tourist:innen am Highlight-Wasserfall Cambugahay zu sein. Unterbrochen wird unsere Motivation früh loszukommen vom grandiosen und mächtigen Frühstücksomelett. Sonja, eigentlich kein Omelett-Fan, ist sich ziemlich sicher, noch nie ein so leckeres Omelett gegessen zu haben.

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Wir essen so lange und genüsslich, dass es inzwischen zu spät ist und entscheiden uns noch einen Tag zu warten und anstatt dessen die Zodiac Falls zu besuchen. Nach Alex zwei waghalsigen Sprüngen von Klippe und Seil beim ersten Wasserfall, führt uns eine kleine Wasserwanderung hinauf über zwölf weitere, den Sternzeichen gewidmete Wasserfälle. Besonders bei unseren Sternzeichen Widder und Stier überkommt unseren süßen Guide die Aufregung. Er verausgabt sich mit außergewöhnlichen Videoeffekten, um das Naturspektakel bestmöglich auf unseren Kameras festzuhalten, aber seht selbst:

Dieses kleine Abenteuer war eine echte Überraschung und super Alternative zum eigentlichen Plan.

Unser nächster Stopp führt uns die Hügel hinauf zu einer Schmetterling-Aufpeppelstation. Aufgrund von tollen Google-Bewertungen sind wir sehr gespannt und werden am Ende ziemlich enttäuscht. Das Schmetterlingshaus hat ungefähr 5 qm und es fliegen sieben gleiche Schmetterlinge darin herum. Liebevoll gemacht ist es aber trotzdem.


Das eigentliche Highlight des Ausflugs heißt Elka. Ausgebildet in Breakdance, Flamenco und Cha-Cha-Cha, präsentiert sie uns eine volle Stunde lang, die wir aufgrund von starkem Regen noch vor Ort verbringen, ihre volles Repertoire:

Besagter Regen will dann leider einfach kein Ende nehmen und wir verzichten auf die kleine Wanderung zum höchsten Punkt der Insel. Stattdessen erleben wir eine nasse, abenteuerliche Fahrt zurück zum Guesthouse. Auf dem Heimweg werden wir Zeug:innen der Fertigstellung einer der berühmtesten Bauwerke der Welt:

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Bei einer kühlen Limonade am Nachmittag, entpuppt sich Alex nicht zum ersten Mal als der Katzenflüsterer. Auch bei Sonjas Eltern ist er immer die erste Wahl bei deren Kater Muffin, obwohl Sonja sich redlich mehr um die Aufmerksamkeit dessen bemüht. Das wiederholt sich auch hier in Siquijor in vollem Maße. Eine süße Katze kann gar nicht genug von Alex bekommen, springt ungefragt auf seinen Schoß und kuschelt sich ganz selbstverständlich gemütlich bei ihm ein.

Pünktlich aus dem Bett schaffen wir es am Folgetag dann doch noch vor den Touristenmassen zu den Cambugahay Waterfalls - und das lohnt sich. Wir haben die wunderschönen Wasserfälle praktisch für uns, springen ins türkise Wasser und lassen uns Köstlichkeiten von der hiesigen Bäckerei schmecken. Eine rustikale, einfache in Grün eingerahmte Kirche lässt uns auf der Weiterfahrt stoppen. Die Kirche von Lazi ist irgendwie nicht besonders, aber eindrucksvoll simple. Vor allem innen besticht sie durch schlichte Schönheit.

Apropos Schönheit: Alex wagt den mutigen Schritt, zum Friseur zu gehen. Mutig deshalb, weil die Friseursalons hier wirklich nicht besonders vielversprechend aussehen. Aus unerfindlichen Gründen widmet der Scherenmeister Alex rechter Kopfhälfte deutlich mehr Aufmerksamkeit und fängt an, ihn ungefragt mit einer Rasierklinge bewaffnet zu stutzen. Alex kann ihn geistesgegenwärtig von einer vollständigen Rasur abbringen, was gleichzeitig bedeutet: Der Rasierschaum bleibt. Nach Ende der ca. 45 Minuten Prozedur steht ein überraschend guter Haarschnitt und Alex nach Klopapier suchend im Salon, um sich den restlichen Rasierschaum aus dem Gesicht zu wischen. Gekostet hat das Ganze übrigens 1,66 EUR.

Wir werden abends zu einer Bareröffnung eingeladen und wagen uns deshalb gerne mal wieder aus dem Haus. Auf der Party lernen wir unter anderem den entspannten Francisco aus Portugal kennen, der uns davon erzählt, dass er auf seinen Reisen immer und immer wieder, auch nach mehreren Monaten oder Jahren, die gleichen Leute trifft und er das irgendwie anzieht. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass auch wir ihn nicht zum letzten Mal sehen werden.


Weiter geht unsere Reise nach Palawan. Um dorthin zu kommen, bedarf es eine Rückreise nach Cebu City, um dort in den Flieger zu steigen. Die Anreise nach Siquijor Island war mit 6-7 Stunden zwar lang, hat aber wunderbar geklappt und wir entscheiden uns, genau die gleiche Verbindung wieder zu nehmen. Unser Flug geht um 20:30 Uhr, unser Tricycle (eine Art Tuktuk) holt uns um 6:30 Uhr ab. Folglich bedeutet das, dass wir, um 2 Stunden früher am Flughafen zu sein, 14 Stunden Zeit haben - "Das schaffen wir ja easy!" Unser Talent für nationale Feiertage kommt uns wieder mal in die Quere. Aufgrund des bevorstehenden Nationalfeiertags sind die Straßen voll. Ab Stunde zehn unserer Reise mit Tricycle, Fähre, Bus, Fähre, Bus machen wir uns so langsam doch etwas Sorgen. Diese Sorgen entschwickeln sich von Stunde zu Stunde in Panik, bis wir nach 14 Stunden Reise endlich in Cebu City ankommen. In der City bedeutet übrigens nicht am Flughafen. Wir steigen ins nächstbeste Taxi und nach unserer Bitte, schnell zu fahren, gibt der junge Fahrer alles. Er schlängelt sich hupend durch den Stadtverkehr und liefert uns am Flughafen ab. "Final Call for Check-In to Puerto Princesa." - Oh, das sind ja wir. Zwischensprint, geschafft. Noch nie waren wir so spät vor Abflug an einem Flughafen, auf Reisen klappt dann irgendwie doch immer alles.


Siquijor Island würden wir allen empfehlen, die die Philippinen bereisen. Die Insel hat einen super entspannten Vibe, es gibt leckeres Essen, tolle Natur und coole Leute. Das nächste Mal würden wir allerdings in der richtigen Saison für die Strände wiederkommen.

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