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Von Robben, Felsen und Traktoren

  • Autorenbild: Sonja
    Sonja
  • 18. Apr. 2023
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 23. Apr. 2023

Wir erreichen Castle Hill und Sonja erkennt es sofort: Die Kulisse von Herr der Ringe: Die Gefährten. Hier werden die kleinen Hobbits und ihre tollkühnen Begleiter das erste Mal von den Orks angegriffen werden. Die malerischen Hügel, welche mit riesigen, besonderen Felsformationen bestückt sind, sind ja auch kaum zu verkennen - oder? Schnell stellt sich heraus, dass Sonja sich irrt und Herr der Ringe hier gar nicht gedreht wurde. Dafür aber ein weiteres seines gleichen suchendes Fantasy-Epos: Die Chroniken von Narnia. Zu ihrem Glück hat Sonja auch diese Filmreihe gesehen und kann damit leicht behaupten, die Kulisse dann wohl daher zu kennen.


Wir schlängeln uns durch die Felsen und sind begeistert. Die Landschaft ist außergewöhnlich schön und absolut einen Stopp wert. Kein Wunder, dass J.R. Tolkin sich diesen Ort ... äh, verzeihung ... C.S. Lewis sich diesen Ort beim Schreiben seiner Bücher vorgestellt hat.


Wir fahren weiter nach Arthur's Pass und kommen im strömenden Regen mit viel, viel Wind an. Nach einem Nachmittag in einem hässlichen Café im Ort, starten wir bei Sonnenschein in den neuen Tag und wollen wandern gehen. Da wir beide momentan mit eher schlechten Knien unterwegs sind, entscheiden wir uns gegen die Wanderung auf den Avalanche Peak und für den Arthur's Pass Track, welcher uns absolut positiv überrascht. Wir marschieren durch dichte Wälder mit ausgefallenen Baumarten, vorbei an einem Wasserfall und einem rauschenden Bach - herrlich.

Der nächste Stop, den vor allem Sonja sich aufgrund von Inas beeindruckenden Bildern wünscht, ist Hokitika Gorge (welcher übrigens nicht nach dem gleichnamigen Schorsch benannt ist). Es handelt sich um einen türkisen Fluss, der von Hängebrücken geschmückt wird und durch seine leuchtende Farbe ein echter Augenschmaus sein soll. Unser Trip wird von einer grauen Wolke begleitet und das Wasser leuchtet leider nicht ansatzweise so, wie Sonja es sich erhofft hatte. Das perfekte Foto bleibt aus und mit einem Schmollmund geht's zurück zum Auto, nur um nach wenigen Sekunden der Weiterfahrt von strahlendem Sonnenschein überrascht zu werden. Umdrehen tun wir nicht und der Schmollmund bleibt also noch ein paar Minuten. Wenigstens haben wir leuchtend blaue Pilze entdeckt, die wirklich einmalig in der Natur herausstechen.

Spätestens bei unserem nächsten Stopp wird die Laune wieder gehoben, denn wir kommen bei den Pancake Rocks an. Diese durch verschiedene Sedimentarten entstandene Steinformationen sehen tatsächlich aus wie waagerecht aneinander gestapelte Pfannkuchen - zumindest mit viel Fantasie. Der Gedanke, dass sie in ein paar tausend Jahren auf der anhaltenden Erosion nicht mehr unter uns weilen, stimmt uns überraschend wenig traurig und wir ziehen von statten.

Und die Westküste der Südinsel hält einen weiteren Stimmungsaufheller für uns bereit: Die Seal Colony am Cape Foulwind. So foul ist der Wind hier übrigens nicht, es bläst uns buchstäblich fast vom Weg. Schnell wird uns die Vorfreude, Robben zu sehen, genommen. Ein Amerikaner erzählt uns ohne Aufforderung von einer Diskussion mit seiner Frau, Meeresbiologin, es sei gar keine Robben- (Seal), sondern eine Seelöwenkolonie (Sea Lion), erkennbar an den nicht-erkennbaren Ohrmuscheln. Er ist allein, damit wird uns klar, wie intensiv die Diskussion gewesen sein muss. Na gut, wir beschließen, uns auch auf Seelöwen zu freuen und laufen los. Wir kommen an einer Aussichtsplattform an und Alex stellt sich als der Seelöwen-Spotter schlechthin heraus. Wir blicken hinaus auf die Felsen an der Küste und sehen die kleinen Meeressäuger in der Ferne beim Schlafen, Spielen, Schwimmen und Klettern.

Als nächstes fahren wir ins Landesinnere zum Nelson Lakes Nationalpark, welcher die beiden schönen Seen Lake Rotoiti und Lake Rotoroa umgibt. Wir stoppen kurz beim Lake Rotoroa, unser eigentliches Ziel für die nächsten Wanderungen ist jedoch der Lake Rotoiti (ausgesprochen Roto-iti). Am ersten Tag steht somit der Mt. Robert Circuit an, ein 8,8 km langer Track, welcher sich zunächst seeseitig emporschlängelt und dann über den Kamm des Mt. Roberts führt. Ab dem höchsten Punkt schiebt uns der wohl mächtigste Wind bisher wohin er möchte. Und doch ist die Wanderung einmalig schön.

An Tag zwei im Nelson Lakes Nationalpark besteigen wir die St. Arnauds Range. Die Wanderung führt uns durch einen dichten Wald, der nicht zu enden scheint und die Spannung auf die Aussicht minütlich steigert. Wir sichten sogar einen Kea, ein neuseeländischer Bergpapagei, den Sonja seit einigen Wochen vergeblich sucht. Als wir endlich die Baumgrenze überschreiten, wartet ein steiler, windiger Anstieg auf uns. Alex sprintet voraus, während Sonja fluchende Selbstgespräche beginnt: "Wieso tut man sich sowas überhaupt an?" "Oida, meine Beine tun so sau weh!" "Warum rennt der eigentlich einfach vor und wartet nicht auf mich?" "Einen Schritt nach dem anderen, du schaffst das!" Endlich oben angekommen wartet die wahrhaftige Belohnung: Eine spektakuläre Aussicht über den Bergkamm, kleine Bergseen und ewige Weiten. Es ist atemberaubend schön - und, was ein Wunder, extrem windig. Ein paar Fotos und ein kurzes Gespräch mit einem älteren Herrn aus Neuseeland, der ziemlich unbeeindruckt von der Tatsache, dass wir eine Weltreise machen, scheint, später, steigen wir an einen windstillen Punkt hinab und gönnen uns eine wohl verdiente Brotzeit.




Unser nächstes Ziel heißt: Abel Tasman Nationalpark. In einem Blogartikel hat Sonja folgende Überschrift gelesen: "Abel Tasman - der langweiligste Nationalpark Neuseelands". Wir wollen dem auf die Spur gehen und fahren nach einem erholsamen Strandtag sowie einem Kinobesuch (Everything, everywhere, all the time - große Empfehlung!) zu unserem Wassertaxi-Shuttle.


Dort werden wir Zeugen eines faszinierenden Phänomens. Noch an Land werden wir mit ca. 50 anderen Touristen in unsere Wassertaxis verteilt, welche an riesigen Traktoren angehängt sind. Die Traktoren werden gekonnt von den Kapitän:innen der Taxis zum Wasser gefahren und dort angekommen, manövrieren sie die Boote inklusive uns im Rückwärtsgang hinein. Ein herrliches Spektakel, dass den Tag gut einläutet.

Wir brettern für ca. eine Stunde übers Meer, entlang an der wunderschönen Küste des Nationalparks. Zwischendurch stoppen wir noch beim Split Apple, ein in zwei geteilter Stein, der eben aussieht, wie ein geteilter Apfel.


Bei Bark Bay angekommen, gehen wir noch auf die öffentliche Toilette, von denen es in Neuseeland übrigens wirklich an jeder Ecke welche gibt, und marschieren los. Wir schlängeln im Wald die Küste entlang und erhaschen immer wieder mal einen Blick auf das türkise Meer und schöne Buchten. Der Weg ist nicht besonders anspruchsvoll, was uns nicht im geringsten stört. Unser Ziel ist die Anchorage Bay, doch zuvor nehmen wir noch die Abzweigung zum Cleopatra's Pool. Wir kraxeln über die Felsen und springen ins eiskalte Quellwasser, was an diesem heißen Tag eine echte Wohltat ist. Zur Krönung rutscht Alex beim zurück klettern auf einem Stein aus und haut sich sein eh schon geschundenes Knie nochmal ordentlich an. Bei Anchorage Bay angekommen genehmigen wir uns noch eine Stunde Strand, hüpfen ins Meer und lassen uns die Sonne auf die Bäuche scheinen. Kurz darauf fährt unser Rückfahrt-Wassertaxi schon ein und wir düsen los. Bei unserem Zielhafen fährt der Kapitän leider in ein zu seichtes Stück und wir bleiben im Sand stecken. Kein Problem - es gibt ja zum Glück die riesigen Traktoren, die einfach so weit ins Meer hinausfahren, wie es ihnen beliebt, und uns herausziehen können. Stellt sich nur die Frage wozu eigentlich die Boote da sind.


Zum einleitenden Zitat, der Abel Tasman sei der langweiligste Nationalpark Neuseelands, haben wir folgende Meinung. Er wird seiner Popularität nicht gerecht. Es ist förmlich der erste Nationalpark über den man bei einer Neuseelandrecherche stolpert und mit Sicherheit nicht der Ort, den man auf keinen Fall verpassen darf. Zweifelsohne ist er aufgrund der Meer-Bucht-Strand Begebenheit einzigartig in Neuseeland und vollendet die natürliche Vielseitigkeit des Landes, wir waren aber an eindrucksvolleren Orten hier.


Da sich unser Südinselaufenthalt so langsam dem Ende zuneigt, haken wir auf unserem Weg in Richtung Christchurch noch den obligatorischen Arztbesuch ab. Die Ärztin kann mithilfe eines Bluttest als Ursache für die andauernden Schmerzen in der Kniekehle eine Thrombose ausschließen. Ansonsten bleibt ihr nichts anderes übrig als Alex mit den Worten "You're a mystery" und einer Schiene zu verabschieden.

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Der Weg nach Christchurch hält noch einen Zwischenstopp in Kaikoura, einem süßen Surferort mit vielen Restaurants, Shops und einem coolen Vibe bereit.

Wir besuchen außerdem eine weitere Seal-Kolonie, diesmal sind es auch wirklich Seals, welche die vorherige am Cape Foulwind noch übertrifft. Die runden, grau-braunen Fellklopse schmiegen sich so gut in die Natur ein, dass selbst Alex der Robben-Spotter ganz genau hinsehen muss. Als wir gerade so umher laufen und Ausschau halten, grunzt es plötzlich einen Meter neben Sonja und da liegt eine riesige Robbe und beschwert sich, in ihre Ruhe gestört zu werden. Wir erspähen am Ende sicher 30 Robben, die sich genüsslich sonnen.


Ansonsten lassen wir in Kaikoura die Seele baumeln und erleben sowohl einen spektakulären Sonnenauf- als auch Sonnenuntergang am Meer.

Next Stop: Christchurch. Es ist Alex Geburtstag und der möchte natürlich gefeiert werden. Wir geben unseren Van ab, fahren in die Stadt und kehren erstmal auf ein Geburtstagsbier ins Pub ein. Nachdem wir ein wenig durch die Straßen geschlendert sind, machen wir uns auf den Weg zu unserem Couchsurfing Host Tim. Es ist Alex erste Couchsurfing Erfahrung und sie ist ein voller Erfolg.


Wir werden herzlich von Tim und seinem süßen Hund und besten Freund Chop begrüßt, haben unser eigenes Zimmer und der großzügige Kiwi erklärt uns zunächst Mal, dass wir uns wie Zuhause fühlen sollen, dass er keine Fragen hören möchte, ob wir etwas nehmen dürfen, bietet uns seine Bikes zum Stadt erkunden am nächsten Tag an und reißt einen Witz nach dem anderen.


Abends geht es in das von Alex für seinen Geburtstag gewählte mexikanische Restaurant, wo wir hervorragend und maßlos zu viel essen.


Am nächsten Tag schwingen wir uns auf die Mountainbikes, düsen in die City, wo wir in der Art Gallery eine freie Tour mitmachen, das Christchurch Earthquake Memorial besuchen, in den botanischen Garten gehen und von cooler Streetart zu noch coolerer Streetart radeln. Sogar ein Stück Berliner Mauer, welches jedes Jahr von einem anderen lokalen Künstler neu bemalt wird, steht hier.

Unsere Südinsel-Zeit ist zu Ende und Auckland wartet bereits auf uns. Von den Menschen in Christchurch wird uns geraten, lieber nicht nach Auckland zu fahren, weil es dort anscheinend "suckt". Wir werden uns unser eigenes Bild machen.



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