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Terima kasih, Sulawesi

  • Autorenbild: Sonja
    Sonja
  • 4. Aug. 2023
  • 8 Min. Lesezeit

Auch in der zweiten Hälfte unserer Sulawesi Reise folgt ein Highlight auf das nächste.


Unsere nächste abenteuerliche Bootsfahrt startet um 4 Uhr nachts in einem kleinen Boot, welches uns sechs und unsere Backpacks in ein zwei Stunden entfernte Dorf schippert. Es ist stockfinster und gruselig. Ein Licht verwendet das Boot nicht, da die sogenannten Needlefish davon angelockt werden und gern auch mal über oder auf das Boot springen. Deshalb bedient sich unser - sehr guter - Kapitän nur ab und an einer Taschenlampe.


Diese Dunkelheit hat einen großen Vorteil: um uns herum beobachten wir sicher eine Stunde lang fluoreszierendes und damit blau leuchtendes Plankton, welches von den Bewegungen des Bootes aktiviert wird. Wunderschön!


Als der Wellengang zwischendurch mal etwas heftiger wird und wir einen treibenden Baum rammen, bekommen wir alle kurz ein mulmiges Gefühl. Unser erprobter Seemann bleibt dabei gelassen und steuert das Schiff ohne weitere Probleme und mit viel Können zum nächsten Hafen, wo wir Mr. Har treffen sollen. Er organisiert uns einen Fahrer der uns nach der Fähre weiter bringen soll. So funktioniert es hier im übrigen immer. Wir bekommen irgendeinen Namen eines Mannes, schreiben ihm auf WhatsApp oder treffen ihn an neue Orten und der kennt dann jemanden, der den Service anbietet, den wir brauchen. Es klappt ausnahmslos.


Inzwischen haben wir uns schon daran gewöhnt, dass in Sulawesi nicht immer alles so läuft wie geplant. Deshalb fahren wir auch erst um 10:30 statt um 7 Uhr mit der Fähre weiter zu unserem nächsten Ziel. Todmüde fallen wir in die luxuriösen Betten, welche für eine erschwingliche Gebühr von 0,80 Euro auf der Fähre zu mieten sind.


Fünf Stunden Fährenfahrt und weitere drei Stunden Autofahrt später, erreichen wir Gorontalo, wo uns bereits Mimin mit köstlichem Abendessen erwartet.


Wir haben übrigens beschlossen, in unserer kleinen Reisegruppe weiterzureisen und machen am nächsten Tag zusammen einen Ausflug, um mit Walhaien zu schwimmen.


Auf den Philippinen haben wir uns bewusst gegen diese Aktivität entschieden, da die Giganten dort angefüttert werden. Hier haben wir gelesen, dass das nicht der Fall ist und die großen Fische aufgrund einer Fischfabrik, und nicht aufgrund des Tourismus, ihre Migration unterbrochen haben. Wir sind dann doch ziemlich geschockt, als sich das Gegenteil herausstellt. Aber von vorne: Wir steigen in ein winziges Boot, das nach 12 Sekunden Fahrt wieder anhält, da sich schon der erste 6-7 Meter große Riesenfisch nähert. Der Kapitän kippt, so wie die anderen vier Bootskapitäne um uns herum, eine Plastiktüte voller Fischfutter in das große Maul. Etwas zögerlich springen wir dann doch alle ins Wasser und schwimmen mit zwei Walhaien. Es ist auf der einen Seite ein unglaubliches Erlebnis, weil diese Tiere einfach riesig und sehr friedlich sind. Gleichzeitig fühlt es sich falsch an.


Das Erlebnis des miteinander Schwimmens war trotz dem Umstände besonders, wir würden es aber in diesem Rahmen nicht nochmal machen. Es war auch irgendwie ein Witz, überhaupt ein Boot zu bekommen, da wir die paar Meter auch leicht schwimmen hätten können.

Unsere Host Mimin bringt uns anschließend in ein Kaffee, welches sich plötzlich als Karaoke Bar herausstellt. Es dauert nicht lange, bis wir von Helene Fischer über Celine Dion bis hin zu holländischen und indonesischen Hits alle ins Mikrofon gröhlen, als wäre es statt 11 Uhr vormittags 23 Uhr und als hätten wir 12 Bier intus. Unsere Host stellt sich als fantastische Sängerin heraus, was übrigens auf Sulawesi keine Seltenheit ist. Hier kann gefühlt jeder und jede singen, genau wie es auf den Philippinen auch schon war. Ein riesen Spaß!

Auch hier nehmen wir noch keinen Abschied von dem französischen sowie holländischen Paar, welche uns sehr ans Herz gewachsen sind. Wir reisen zusammen weiter nach Tomohon, eine kleine Stadt, in deren Nähe sich gleich zwei begehbare, aktive Vulkane befinden.


Unser Hotel befindet sich liegt direkt neben einem Markt, welcher auch für seine "extremen" Verkäufe bekannt ist. Das bedeutet, dass es hier nicht nur die üblichen Fleischsorten, wie Rind oder Schwein zu kaufen gibt, sondern auch Hund, Fledermaus und Python. Wir entscheiden uns dagegen, diesen Teil des Marktes zu besuchen und schlendern nach einem köstlichen Frühstück für 1 € pro Person (inkl. Kaffee!) über den Gemüse-, Obst- und Second-Hand-Markt.

Anschließend mieten wir uns Roller und fahren durch wunderschöne Kohl- und Blumenfelder zu einem der Vulkane. In 40 Minuten wandern wir dann zum beeindruckenden, dampfenden Krater.

An diesem Abend steht der erste Abschied an und wir verbringen ihn mit einem Bierturm und leckerem Essen in der Stadt. Lea und Alex verabschieden sich zurück nach Frankreich - sicherlich wird es nicht das letzte Treffen gewesen sein!


Am folgenden Tag wollen wir zwei weitere Highlights ins Tomohon besuchen. Der erste Stopp ist ein Wasserfall. Bevor wir uns auf den rutschigen Weg nach unten machen können, werden wir erst noch um Fotos mit Einheimischen gebeten - bzw. eher dazu genötigt. Wir sind es inzwischen wirklich gewöhnt, hunderte Selfies und Fotos mit Familien, Kindern, Frauen, Männern zu machen - ja sogar ein Baby wurde Sonja schon einfach in die Arme gesetzt und es ist jedes Mal wieder lustig und total süß. Doch die Dame hier wird für Nora und Sonja etwas zu grob, packt sie fest am Arm und lässt uns nicht mal Zeit in Ruhe vom Roller zu steigen, so dringend möchte sie ein Foto mit uns machen. Wenigstens verliert sie dabei ihr Lachen nicht und freut sich am Ende riesig über das Ergebnis.


20 Minuten steilen Fußweg nach unten, kommen wir an einem märchenhaften Wasserfall an und der Foto-Vorfall ist schnell vergessen.

Next Stop: Schnaps- und Palmzuckerfarm. Nach einer idyllischen Fahrt, landen wir in einer versteckten, grünen Oase. Kleine Bambushütten, umringt von Palmen und anderen Dschungelpflanzen werden von Lichterketten beleuchtet und laden zum Verweilen ein. Wir bekommen eine kleine Tour, in der uns die Besitzerin die Herstellung von Palmwein, Arak (Palmschnaps) und Palmzucker zeigt und erklärt. Das Beste daran sind die Kostproben. Leicht beschwipst, genehmigen wir uns gerne auch ein leckeres Mittagessen, um danach wieder nüchtern auf den Roller steigen zu können.

Unsere Sulawesi-Reise neigt sich so langsam dem Ende zu, doch zwei Ziele haben wir noch. Deshalb fahren wir mit Nora und Marijn als nächstes zum Tangkoko Nationalpark, um die kleinsten Affen der Welt - Tarsiere - Kuskusbären, schwarze Makakenaffen und Taranteln zu sehen.


In der online gebuchten Unterkunft angekommen, sagt uns die Mama des Hauses direkt, dass sie keine Buchung haben, weil sie Booking nicht mehr nutzen. Ein Zimmer kostet 250.000 Rupis, was ca. 15 € statt der online ausgewiesenen 3€ sind. Da wir davon bereits gelesen haben, sind wir nicht überrascht und stimmen zu. Als Nora fragt, ob es denn noch zwei Zimmer gäbe und dabei die Zahl zwei mit den Fingern hochhält, sagt die Gastmutter "ok. 200.000" - so einfach lässt sich selten verhandeln.


Wir beziehen unsere Zimmer und setzen uns bis zu unserer Nationalpark-Tour noch gemeinsam auf die Terasse. Während wir Musik hören und quatschen, schießt plötzlich ein schwarzer Makakenaffe an uns vorbei, der von den Haushunden gejagt wird. Er setzt sich in einen nicht weit entfernten Baum, lässt die Hunde zappeln und wir freuen uns, einen der schönen Affen zufällig gesehen zu haben.


Am späten Nachmittag mit unserem Guide Ferdi und Taschenlampen bewaffnet, machen wir uns auf den Weg in den Dschungel. Nach ca. 30 Minuten Fußweg, bleiben wir an einem seltsamen Baum stehen, von dem uns erzählt wird, dass hier die Tarsiere wohnen, bald aufwachen und sich dann zeigen werden, denn diese sind nachtaktiv. Auch wenn Sulawesi vergleichsweise noch untouristisch ist, sind wir natürlich nicht die einzigen hier und warten bald mit 30 anderen Leuten auf die kleinen Äffchen.


Marijn entpuppt sich in der Zwischenzeit als Adlerauge, denn er erspäht zwei Kuskusbären weit oben in den Bäumen. Uns wurde im Vorhinein gesagt, dass die Chance, diese abends zu sehen gleich Null ist, deshalb sind wir umso begeisterter, dass das Glück auf unserer Seite ist.

Ferdi teilt uns wenig später leise mit, dass er noch einen anderen Baum mit einer Tarsierfamilie kennt, es wären jedoch nur zwei Tiere statt der hiesigen drei. Er überlässt uns die Entscheidung, ob wir dort hingehen wollen. Die sich schon drängenden Gruppen die uns umzingeln, lassen uns nicht lange zögern. Wir marschieren etwa fünf Minuten weiter und erreichen einen weiteren kuriosen Baum, wo nur drei weitere Besucherinnen mit ihren Guides auf die Tarsiere warten.


Und kurze Zeit später ist es dann soweit. Riesige Kugelaugen, zumindest im Vergleich zu ihrer Körpergröße von gerade mal einer Faust, gucken uns neugierig aus dem Baum entgegen. Die kleinen Affen sind dermaßen süß und erinnern ein wenig an Joda aus Star Wars - oder?

Als hätten wir heute nicht schon genug Tierglück gehabt, zeigt sich spontan dann auch noch ein wunderschöner Kingfisher Vogel. Sogar die Guides sind hellauf begeistert, eine solche Seltenheit zu sehen.


Anschließend gehen wir auf Tarantel-Jagd. Unser Guide kennt sich aus und steuert geradewegs auf bestimmte Bäume zu, wo die Riesenspinnen leben. Diese sind ungefähr so groß wie eine von Alex Händen, haben alle Schattierungen von Schwarz, haarige Beine, große Augen und laden, anders als die anderen Bewohner dieses Urwalds, nicht gerade zum kuscheln ein.

Da wir tatsächlich alle Tiere bereits an diesem Abend gesehen haben, entscheiden wir uns dagegen, nochmal eine Tour bei Tag zu machen und düsen direkt weiter nach Bunaken Island.


Die Insel ist berühmt für ihre unglaubliche Unterwasserwelt und wir sind gespannt, ob unser Una Una Taucherlebnis noch getoppt werden kann.


Zunächst werden wir vom Hafen auf die andere Seite der Insel transportiert, fernab von allen anderen Ressorts, was uns wie immer sehr gefällt. Wir kommen in Joe's Panorama Dive Resort an, wo wir auch direkt vom Herr des Hauses herzlich empfangen werden. Wir fühlen uns pudelwohl in der schönen Anlage mit Traumblick aufs Meer, eigenem Strandabschnitt, Beach Bar und sauberen Bungalows. Abends findet sogar zufällig ein Strand-Barbecue mit Lagerfeuer (das es bei auch abends 30 Grad nicht gebraucht hätte) statt, bei dem wir verköstigt werden, Bier und Arak trinken und leicht einen sitzen habend traditionelle indonesische Tänze von den Mitarbeitenden lernen sowie zu indonesischen House-Pop-Party-Hits abtanzen.

An den nächsten beiden Tagen geht es für uns morgens um acht aufs Tauchboot, um vier der vielen umliegenden Tauchspots zu erkunden.


Was sollen wir sagen? Wow! Das Riff um Bunaken ist nicht besser oder schlechter, als auf Una Una, es ist schlichtweg anders. In zwei Tagen sehen wir hier mindestens 76 Schildkröten - und das ist ehrlich keine Übertreibung. Besonders bei einem der Tauchgänge sehen wir die majestätischen Panzerträger wirklich egal, wo wir hinsehen. Sie putzen sich, schwimmen zum Luft holen nach oben, parken in einer kleinen Felsspalte ein, um sich auszuruhen, snacken sich an der Korallenwand entlang, treiben rüber zur Nachbarschildkröte, schlafen auf einer Koralle, genießen die Aussicht in den weiten Ozean - sie machen eben alles, was man als Schildkröte so macht und wir können nicht fassen, dass wir buchstäblich in Turtle City gelandet sind - der Name des Tauchspots.

Und auch alles andere, was das Riff hier zu bieten hat ist fantastisch. Wir sehen Lebewesen, von denen wir noch nicht mal was gehört haben, wie die fingernagelgroße Orang Utan Krabbe, die durch ihre langen Arme tatsächlich aussieht wie das Affenpendant. Außerdem einen Leaf Fish, der sich bewegt wie ein Blatt im Wind, einen File Fish, einen seltenen roten Pygmy Pipefish, aufrecht schwimmende Rasiererfische, einen riesen Giant Trivaley Fisch und und und. Daneben sichten wir blau-gepunktete Rochen, Triggerfische, Baracudas, Clownfische, Schmetterlingsfische, Fischschwärme in unreale Größen und wunderschöne Korallen in allen Farben und Formen. Das Riff ist sehr gut in Takt, lediglich der doch sehr präsente Müll fällt uns hier negativ auf und wir sammeln während des Tauchens die ein oder andere Plastiktüte und Plastikverpackung ein.

An Tag zwei steht nach über drei Wochen gemeinsamen Reisens der Abschied von Nora und Marijn an. Obwohl drei Wochen nicht besonders lange sind, hat sich eine echte Freundschaft entwickelt und wir sind dankbar, für all die miteinander gesammelten Erinnerungen auf dieser so beeindruckenden Insel. Wir werden die zwei vermissen!


Auch unsere Sulawesi-Zeit geht am nächsten Tag zu Ende. Die knapp vier Wochen, die wir hier verbracht haben, sind unser absolutes Highlight der vergangenen fünf Monate.


Die Offenheit, Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Menschen hat uns schier überwältigt. Die Kultur, die so anders und gleichzeitig wunderschön und beeindruckend ist, hat uns einen echten, aber positiven Kulturschock beschert. Die diverse Natur aus Vulkanen, Dschungel, Seen, Reisfeldern, Meer und Unterwasserwelt ist der perfekte Mix aus Allem, was das Reiseherz begehrt. Das köstliche Essen hat uns nie enttäuscht, sogar begeistert und zur Abwechslung mal keinen von uns ins Krankenhaus gebracht. Die Freundschaften, die wir hier mit anderen Reisenden sowie mit Locals geschlossen haben, sind besonders und haben unsere Zeit unglaublich bereichert.


Wir werden noch sehr lange an den Erinnerungen zehren und machen uns auf zu unserem nächsten Abenteuer: Kirgisistan, wir kommen!

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