Sulawas?
- Sonja
- 24. Juli 2023
- 6 Min. Lesezeit
Das war meistens die Reaktion, wenn wir Leuten erzählt haben, dass wir nach Sulawesi fahren. Sulawesi ist eine der 17.000 Inseln von Indonesien und was sollen wir sagen ... wir waren von Sekunde eins an verliebt. In unserer letzten Philippinen-Woche hatten wir sogar irgendwie das Gefühl, Südostasien-müde zu sein. Ziemlich schnell haben wir gemerkt, dass wir nur Philippinen-müde waren, denn Sulawesi zeigt sich als eine andere Welt. In Makassar, der großen Stadt am Südende der Insel, angekommen, nehmen wir nach wilden Verhandlungen mit Händen und Füßen am Flughafen, einen privaten Fahrer von 18 Jahren. Nach kurzen Verhandlungen mit seinem Chef fahren wir los und merken bald, dass dies wohl seine erste Fahrt auf dieser Strecke ist. Unsicher und in Zeitlupe bewegen wir uns auf engen und von Schlaglöchern geprägten Straßen gen Norden. Nachdem uns jeder Bus, Roller sowie jedes Auto Indonesiens überholt hat, kommen wir nach 7,5 Stunden im eigentlich nur 212 km entfernten Sengkang an. Unterwegs sehen wir bereits fantastische Landschaften und unzählige Einheimische winken uns begeistert zu. Bei unserem Lunch-Stop machen wir mindestens 60 Selfies mit Kindern und Familien - mit unserem Erscheinungsbild scheinen wir hier etwas Besonderes zu sein.
Bei unserer Gastfamilie angekommen, erfahren wir, dass unser Talent für Feiertage uns wieder einmal in die Quere kommt - es ist islamisches Opferfest - und deshalb hat kein Restaurant offen. Zum Glück wurde für dieses Fest groß aufgekocht und wir werden eingeladen, bei der Familie zu speisen. Am nächsten Tag holt uns unser Tourguide Abo ab, um zu einem schwimmenden Dorf auf dem nahegelegenen See Tempe zu fahren. Die Menschen hier leben in schwimmenden Häusern, vom Fischfang und wir bekommen die Möglichkeit eine Familie zu besuchen, ihr Haus zu besichtigen und werden mit indonesischen Köstlichkeiten versorgt. Alleine bei den Bootsfahrten, bei denen wir an Holzhütten, Moscheen und winkenden Menschen entlangdüsen, können wir unsere Freude hier zu sein nicht mehr verbergen.
Am gleichen Tag fahren wir weitere 10 Stunden zu unserem nächsten Stopp: Toraja, Rantepao.
Die Fahrt gestaltet sich als besonders abenteuerlich. Gemeinsam mit einer indonesischen Familie sowie mindestens 23 Paketen, die unser Fahrer unterwegs abliefern wird, teilen wir uns ein Auto. Leider haben die Fahrer hier oftmals etwas besseres zu tun, als konzentriert Auto zu fahren: TikTok-Videos von sich und ihren weißen Fahrgästen aufnehmen. Somit landen wir in zahlreichen Videos des jungen Mannes auf der Social Media Plattform und glücklicherweise nicht im Graben. Im Gegensatz zu unserer ersten Fahrt sitzen wir beim schnellsten Mann Indonesiens im Auto.
Ebenfalls nennenswert ist die High Class Ausstattung des Wagens. Gelbe, abgewetzte Ledersitze gepaart mit einer sehr lauten Anlage, die der Fahrer mit besonders angenehmer Musik bespielt. Seht und hört selbst.
Letztendlich erreichen wir Toraja dann doch noch heil - oder sind wir doch aus Versehen in Rio gelandet?

Wir verbringen zwei Tage in dieser christlich geprägten Gegend, die für ihre traditionellen Beerdigungsrituale berühmt ist, auf denen unüblicherweise auch Touristen sehr gerne gesehen sind. In unserer Unterkunft bei Mama Tia werden wir von unserem Tourguide Yansen herzlich willkommen geheißen und er erzählt uns alles über die Rituale, welchen wir am nächsten Tag beiwohnen werden. Hier lernen wir auch das holländische Paar Nora und Marijn kennen, mit denen wir fast die gesamten nächsten 3 Wochen auf Sulawesi verbringen werden. Am nächsten Tag geht es also los, zu den besagten Beerdigungsritualen. Was wir hier erleben lässt sich kaum in Worte fassen. Wir alle haben ein Wechselbad der Gefühle, lachen, weinen, sind überwältigt, geschockt und zutiefst berührt. Eins steht fest, am Ende der Zeremonie sind wir Teil der Familie der Toten. Das Ganze hier schnell mal aufzuschreiben, würde dem nicht gerecht werden, daher teilen wir hier ein paar wenige Fotos und verschieben die Erzählung auf Zuhause.
Am Folgetag leihen wir uns mit Nora und Marijn Roller aus und erkunden die Umgebung. Wir fahren die Hügel hinauf, umgeben von giftgrünen Reisfeldern und genießen spektakuläre Aussichten. Außerdem halten wir bei einer Grab-Höhle, wo wir etwas schockiert hunderte Totenschädel und Knochen aus einer lang vergangenen Zeit sehen.
Toraja ist wirklich atemberaubend schön. Die Dörfer, die Meschen, die Kultur. Etwas vergleichbares haben wir noch nie erlebt und werden es wohl auch nicht mehr. Unser nächstes Ziel ist der mächtige Poso-See. Die 170 km kosten uns lediglich 10 Stunden Fahrt, weshalb wir völlig erschöpft in unserer Unterkunft ankommen. Mit zwei Rollern bewaffnet, fahren wir am nächsten Tag zu einem schönen Wasserfall, in dem wir uns erfrischen, lassen uns frittierte Bananen mit hausgemachtem Honig in einem kleinen Restaurant schmecken und springen nachmittags noch in den überraschend warmen und kristallklaren See. Für unser Vierergespann heißt es jetzt erstmal für ein Paar Tage Abschied nehmen.
Sulawesi ist riesengroß, deshalb verbringen wir die nächsten zwei Tage im Auto und auf Booten, um zu den exotischen und abgekegenen Togian Islands zu gelangen. Wir erreichen die kleine Vulkaninsel Una Una und beziehen unseren süßen Bungalow mit Meerblick. Das einzige, was an dem Bungalow vielleicht nicht ganz so süß ist, sind die Ratten, die jede Nacht über und in unserem Dach herumklettern. Wir gewöhnen uns nur mäßig daran, trotz des Versuches jede Ratte in den Film Ratatouille zu projizieren. Viel süßer sind die kleinen Babykatzen, die im ganzen Resort herumlaufen und vor allem Sonjas Tierherz sehr hoch schlagen lassen.
Die Togian Islands, besonders Una Una, sind berühmt und berüchtigt für ihre Unterwasserwelt. Deshalb heißt es für uns achtmal Tauchequipment an und ab in die Tiefe. Jedes Mal werden wir begleitet von unserer Tauchguide Sri, die im Sturm unser Herz erobert. Anfangs noch sehr schüchtern, taut sie immer mehr auf, fragt uns jeden Tag, ob wir auch sicher mit tauchen gehen und leitet uns mit ihrer verschmitzten und lustigen Art durch die schönsten Tauchspots.

Das Riff ist in einem fantastischen Zustand, sodass die Korallen hier wirklich so groß sind, dass man sich buchstäblich hineinsetzen könnte. Außerdem sehen wir riesige Fischschwärme, Baracudas, Kugelfische in der Größe eines Schulranzens, leuchtende Anemonen auf 30 Metern Tiefe, hässliche und doch tolle Bumphead Papageienfische, einen Eagleray, Napoleonfische und und und. Die Liste könnte ewig weitergehen, deshalb lassen wir hier ein Video sprechen.
Neben unseren fantastischen Tauchgängen, werden wir jeden Tag drei Mal mit köstlichem und zu Sonjas Freude hauptsächlich vegetarischem Essen versorgt, verbringen coole Abende mit unseren Tauchguides und anderen Touristen und genießen es in vollen Zügen mal für ein paar Tage an einem Ort zu bleiben - ohne aus- und einpacken, ohne jahrelange Autofahrten. Obendrauf hat Alex die Möglichkeit seine Fußball-Sehnsucht zu lindern. Jeden Freitag spielt die Mannschaft des Dorfes und uns wird gesagt, dass auch Touristen gerne mitspielen dürfen. Das lässt sich Alex nicht zweimal sagen und wir laufen 20 Minuten durchs schöne Una Una zum Fußballplatz. Alex wird direkt eingewechselt und spielt bei 35 Grad, zwischen Kühen und Hunden und mit tatsächlich sehr talentierten Indonesiern eine ganze Halbzeit Fußball. Alle 22 Spieler tragen unterschiedliche Trikots, deshalb befreien sich elf davon zunächst mal von den Shirts, damit Alex erkennt, in welchem Team er spielt - auch er wird zum Striptease aufgefordert. Anfangs noch kritisch, ob man diesem Fremden den Ball zuspielen soll, etabliert er sich nach ein paar Pässen und wird letztendlich doch mit lachenden Gesichtern und Handschlägen verabschiedet.
Wir haben noch nicht genug vom Inselleben und machen uns mit Lea und Alex aus Frankreich, die wir schon am Flughafen kennengelernt und auf Una Una wieder getroffen haben, auf nach Malenge Island. Hier sind wir auch mit Nora und Marijn für ein paar Paradiestage verabredet. Schnell merken wir, dass wir auch mit dem herzlichen französischen Paar auf einer Wellenlänge sind und uns stehen großartige Tage zu sechst bevor. Nach einer sehr schönen und gleichzeitig abenteuerlichen Bootsfahrt bei Sonnenuntergang und anschließender Dunkelheit, kommen wir in einer kleinen Bucht an, bekommen ein leckeres Abendessen und ratschen bis in die Nacht mit Nora und Marijn, welche wir die vergangenen Tage tatsächlich ziemlich vermisst haben. Nach einer Nacht im geräumigen Bungalow, begrüßt uns der nächste Tag mit strahlendem Sonnenschein und einem traumhaften Blick aufs türkise Meer in unserer eigenen kleinen Bucht. Wir sind tatsächlich die einzigen sechs Gäste und haben das paradiesische Resort für uns alleine. Wir schnorcheln durch das traumhafte Hausriff, beobachten Baby-Haie, die hier zuhause sind, hängen in unseren Hängematten ab und genießen auch hier die vollkommene Abgeschiedenheit von der Außenwelt.
Mit unserem Resort-Manager Aspan machen wir außerdem einen Ausflug zum Bajo-Dorf. Der hier lebende Stamm ist dafür bekannt, dass sie ohne Flossen, Taucherequipment oder ähnliches viele Meter tief und Minuten lang hinab tauchen können, um dann mit der Harpune zu fischen. Ursprünglich waren die Bajos nicht sesshaft und lebten buchstäblich auf dem Meer. Aus steuerlichen Gründen dürfen sie nur noch in regelmäßigen Abständen migrieren. Das Dorf ist daher direkt aufs Wasser gebaut und mit der nächsten Insel nur durch eine Brücke mit 1 km Länge verbunden. Wir spazieren durch die kleinen Gassen, in denen Ziegen umherlaufen und sind etwas schockiert von den Müllmengen, die hier einfach unter die Häuser geworfen werden und damit direkt im Meer landen. Für uns Europäer einfach unvorstellbar. Der Weg über die Brücke zurück nach Malenge Island ist spektakulär schön. Wir sind umgeben von kristallklarem Wasser, begegnen Schulkindern die fröhlich unsere mitgebrachten Süßigkeiten verschlingen und laufen durch süße kleine Dörfer zurück zu unserem Boot.
Ein paar Inseln weiter haben wir die Möglichkeit, ein seltenes Naturphänomen zu besuchen: Einen See voller Quallen, die aufgrund der Isolation ihre natürliche Fähigkeit zu stechen, verloren haben. Diese Seen gibt es anscheinend nur dreimal auf der Welt, in Sulawesi, Raja Ampat und England. Mit dem Boot düsen wir los, beobachten ein Rudel Delfine und springen dann in den grünen See, in dem wir schon vom Steg aus die orangenen Quallen rumschwimmen sehen. Diese sind natürlich völlig ungefährlich und fühlen sich an wie Götterspeise. Ein echt cooles Erlebnis!
Sulaber hallo! Richtig viel los hier :D