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Karma in Kuala Lumpur

  • Autorenbild: Alex
    Alex
  • 8. Aug. 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Malaysia war ursprünglich keines unserer Reiseziele, daher halten wir es kurz und bleiben nur zwei Tage bevor wir nach Kirgisistan weiterjetten. Wie der Zufall es will, sind auch unsere alten Haudegen Ina und Fabian zufällig in der Stadt. Das Wiedersehen ist freudig und trotz Magendarmverstimmung ihrerseits machen wir zusammen etwas Sightseeing.


Ohne Umwege fahren wir zum Wahrzeichen der Stadt, den Petronas Towers, die so kürzlich in ihrer Höhe in Kuala Lumpur übertroffen wurden, dass noch nicht einmal alle Wikipedia-Einträge aktualisiert worden sind. Die Türme sind hoch und schön und Sonja fühlt sich acht Jahre in der Zeit zurückversetzt und nimmt das exakt selbe Foto (nur mit anderer Sitznachbarin) nochmal auf.

Weiter geht's in der angeschlossenen Mall. Einrichtungen wie diese, riesengroße Einkaufszentren mit allen bekannten Luxusmarken, allen anderen Shops die es gibt und Essenscourts, sind überall in der Stadt verteilt.


Die schier unbändige Anzahl an Essensständen, die geringe Auswahl an vegetarischen Optionen und die noch empfindlichen Mägen unserer Freunde machen die Essenswahl zu einem langwierigen Prozess.


Unsere Wahl fällt auf indisch für Sonja, aus dem "World's Best Vegetarian Restaurant". Frisches Naan und Vegetable Masala schmeckt immer, das Beste der Welt war es nicht. Für Alex gibt es eine Mala Pan Mee Soup. Keine Ahnung was genau das ist, sie machen die Nudeln frisch und diese Suppe hat die perfekte Schärfe. Es brennt, die Schleimhäute tropfen, aber genau im richtigen Maße.

Angetan von Sonjas Essen watscheln wir durch die indischen Viertel. Die indische Kultur ist hier überall zu spüren, das liegt nicht nur an den ganzen Sari-Geschäften und Juwelieren.


Mit frischem Haarschnitt und auf Empfehlung unserer niederländischen Haudegen, wollen im Tg's Nasi Kandar zu Abend essen. Wieder indisch, dieses Mal aber zum reinlegen. Wir teilen uns so kleine indische Schüsselchen mit Brot und ein Paneer Butter Masala. An Cremigkeit nichtmal von der blauen Nivea Creme aus der Dose zu überbieten. Geschmacklich aber um Welten besser.

In Kuala Lumpur kann man sich einen Blick auf die Skyline von einer der Rooftop-Bars nicht entgehen lassen. Um Sonja mit noch mehr melancholischen Momenten zu versorgen, finden wir uns pünktlich zum Sonnenuntergang auf der Heli Pad Bar im 34ten Stock wieder.


Bei einem 360 Grad Blick genießen wir köstliche Cocktails und erfreuen uns an den Lichtshows der umliegenden Wolkenkratzer. Auch der Blick aufs noch nicht fertiggestellte zweithöchste Gebäude der Welt ist spektakulär.

Und schon heißt es wieder Abschied nehmen von Ina und Fabi, bevor wir Chinatown unsicher machen und zufällig über einen kunterbunten hinduistischen Tempel stolpern. Eigentlich wollten wir nur zu Post. Und hier beginnt die mit Abstand abenteuerlichste Geschichte unser bisherigen Weltreise.

Wir wollen ein Paket heim schicken, da wir eingesehen haben, dass wir ein paar unnötige Dinge dabei haben. Im Postamt erklärt man uns, es sei kein Problem, etwas per Schiff nach Deutschland zu schicken. Die Post habe bis 20:30 Uhr offen und wir sollen einfach runter in den Bereich für den internationalen Versand gehen. Ein freundlicher Mann namens Adib hilft uns mit dem Papierkram und gibt uns eine leere Box. Wir wollen später wiederkommen, weil unsere Wäsche erst um 18 Uhr fertig wird und wir dann erst das Paket packen können. Wir fliegen übrigens um 3 Uhr morgens am nächsten Tag ab.


Aus unerfindlichen Gründen gibt Adib uns noch seine Telefonnummer, falls etwas schief geht. Was soll schon schief gehen, fragen wir uns. Glücklich, dass alles so gut klappt, packen wir unser Paket und fahren gegen 19 Uhr zurück zum Postamt. Als wir ankommen hat alles zu und nirgends brennt Licht.


Einen Wutanfall von Alex später - "Ich packe das Zeug auf keinen Fall wieder ein!" - suchen wir nach einer Lösung. Wir bitten den erstbesten Securitymann, ob wir Adib anrufen können und er schickt uns erstmal zu den anwesenden Polizisten, um es dort zu versuchen. Ein Mann in Jogginghose und Schlappen, der hinten im Büro wohl für die Polizei arbeitet, spricht ein paar Fetzen Englisch und versucht Adib vergeblich zu erreichen.


Dann kommt der alles-und-jedem-vertrauenden Sonja folgender hanebüchener Plan: Wir geben unser Paket samt Papierkram und 120€ in Bar an die netten Polizisten und bitten darum, es morgen Adib zu übergeben, welcher es dann für uns versendet. Der Schlappenpolizist willigt ein.


Alex hebt das Geld ab und ruft mithilfe des ersten Securitymanns Adib an und erklärt ihm den Plan. Dieser möchte wissen, wer der Polizist ist. Alex kommt zurück und bittet den Schlappenpolizist Adib nochmal anzurufen. Dieser lehnt ab, weil er angeblich schon mit Adib gesprochen und alles geklärt habe. Adib sei jetzt "very busy" und wir können ihn nicht mehr anrufen.


Dank grandioser Überzeugungskunst, lässt er uns Adib schließlich doch noch anrufen und wir klären die finalen Details. Mit einem sehr unguten Gefühl übergeben wir unser Paket und das Bargeld an die Polizisten und hoffen inständig, dass dieses starke Vertrauen belohnt wird.


Um unsere Gemüter etwas zu beruhigen gehen wir indisch essen. Es wird noch besser als am Abend zuvor. Die acht Schüsselchen beinhalten Dal, verschiedenste Currys sowie weitere, für uns nicht identifizierbare, Köstlichkeiten. Dazu noch ein Paneer Tikka Masala und wir sind glücklich. In der Zwischenzeit ist die Skepsis der Erheiterung über das absurde Ereignis gewichen und wir finden uns bereits damit ab, dass unser Geld und unsere Sachen Malaysia wahrscheinlich nicht so schnell verlassen werden.


Frühmorgens steigen wir in den Flieger und kommen zur Mittagszeit in Bishkek an. Mit uns landen auch einige Nachrichten auf Alex Handy. Adib schickt Fotos vom gesamten Verpackungs- und Versandvorgang sowie einen Link zum Verfolgen den Pakets.

Wir können es kaum glauben und sind uns sicher, dass sich die Jungs mit dieser Aktion ihren Karma-Geldbeutel vollgeladen haben.


Damit lässt sich Kuala Lumpur als einen vollen Erfolg verbuchen. Die Stadt spricht uns an, ist geschäftig, kulturell, schön und hat gutes Essen. Diese Männer werden auf immer unsere Freunde bleiben, auch wenn man sich vermutlich nicht wieder sieht. Danke!

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