Gold trifft Rot trifft Blau
- Sonja
- 30. Mai 2023
- 5 Min. Lesezeit
Wir fahren nach Shark Bay, eine Halbinsel, welche als Weltkulturerbe deklariert wurde, und alleine der Name der Halbsinsel weckt in Sonja mulmige Gefühle. Ihre unreale Angst vor Haien liegen in ihrem 14. Lebensjahr begründet, als sie in Costa Rica nachts zum Schildkröten besichtigen über den Strand gelaufen ist und die Wellen so hoch waren und auf den Sand mündeten, dass sie aus irgendeinem Grund ernsthafte Angst bekam, es würde ein Hai angespült, der sie dann natürlich direkt auffresse. Trotzdem steht auf unserer Bucket List übrigens, einen Hai zu sehen, damit sie lernt ihre Angst zu überwinden. Mal sehen, ob sich das in Shark Bay schon erfüllen wird. Unterwegs haben wir gleich zweimal das Glück riesengroße Wedge Tale Eagles zu sehen. Der erste sitzt direkt auf der Straße und geht uns ungelogen sicherlich bis zur Hüfte - Sonja wird noch die nächsten sieben Tage, stets überwältigt von dieser Größe, sagen "Der war soooo fett". Das nächste Mal sehen wir den Greifvogel als Paar in einem Baum sitzend - majestätisch und fett. Beide Male sind wir so fasziniert, dass wir das mit dem Foto irgendwie nicht hinbekommen. Deshalb hier ein Bild, wie die Tiere aussehen:

Quelle: Wikipedia Wir halten am Shell Beach. Wie der Name schon sagt, gehört dieser dem Mineralölkonzern Shell. Zufällig besteht er komplett aus kleinen weißen Muscheln, welchen den sonst so weißen Sand gänzlich ersetzen. Wir schmeißen uns in die Badesachen und tauchen ein in das kristallklare, stark salzhaltig Wasser - deshalb übrigens auch die vielen Muscheln. Wir sichten sogar einen Rochen vom Ufer aus, so klar ist das Wasser.
Als nächstes fahren ganz in den Norden der Halbinsel nach Denham. In Shark Bay gibt es nämlich nur vier kleine Campingplätze, für die man sich täglich neu eine Genehmigung holen muss, um dort die Nacht zu verbringen. Außerdem dürfen wir nicht mehr als eine Nacht hintereinander auf dem selben Campingplatz stehenbleiben und die Spots sind vor allem gerade, während der Saison, und neben den völlig überteuerten Holiday Parks im Ort selbst, heiß begehrt. Wir buchen unsere erste Nacht und ergattern den letzten freien Platz von allen vier Campsites - Glück gehabt! Außerdem stellen wir fest, dass wir absolute Dödel waren und uns ausgerechnet eine Vodafone Simkarte gekauft haben. Das ist deshalb so dödelig, weil Vodafone so gut wie keine Netzabdeckung in Westaustralien hat, was für uns bedeutet, dass wir nicht einfach im Visitor Center Denham anrufen können, um für den nächsten Tag eine Nacht zu buchen, sondern jedes Mal die 30 km einfach fahren müssen. Das ganze wird noch getoppt, als wir eine Tagestour zum, von Sonjas Mama wegen seiner Einzigartigkeit fast aufgezwungenen, François Peron Nationalpark buchen wollen. Die nächsten zwei freien Plätze für eine Tour in kleiner Gruppe (das ist uns wichtig) gibt es erst wieder in fünf Tagen. Wir überlegen also mindestens 20 Minuten, ob wir jetzt vier Tage lang hier am Strand rumlümmeln wollen, verbunden mit der Tatsache, jeden Tag nach Denham zu fahren, um einen Campingplatz zu buchen. Da wir eh schneller unterwegs sind, als gedacht und merken, dass uns ein paar Tage Nichtstun, keine Verpflichtungen und keine lange Fahrten usw. vielleicht auch einfach mal richtig gut tun werden, entscheiden wir uns dafür. Das Programm für die nächsten Tage lautet also: Seele baumeln lassen, schwimmen gehen, von Strand zu Strand hopsen, lesen, Delfine beim Jagen beobachten und einen überwältigenden Sonnenuntergang nach dem anderen bestaunen. So entspannt, wie in diesen Tagen, waren wir bisher noch gar nicht und merken, dass genau diese Spontanität und Freiheit der Grund für unsere Weltreise sind. Eine schöne Erkenntnis bei wahrhaftig umwerfender Kulisse.
Als endlich der Tag des Ausflugs in den Nationalpark gekommen ist, fahren wir voller Vorfreude zum achten Mal nach Denham. Wir werden voller Aussie-Freundlichkeit von Bec begrüßt. Nicht nur macht sie seit vielen Jahren diese Tour selbstständig und weiß alleine deshalb schon unglaublich viel, ihre Mutter war Projekleiterin beim World Heritage Project Shark Bay und hat ihrer Tochter einiges an Wissen mitgegeben. Mit noch drei anderen Urlauber:innen, steigen wir in Becs 4WD "Ollie" ein und die holprige Fahrt durch den François Peron Nationalpark beginnt. Das ist übrigens auch der Grund, wieso wir dort nicht einfach selbst hinein gefahren sind: Zutritt ist nur mit einem zertifizierten Allradantrieb-Fahrzeug erlaubt, da die "Straßen" hier so natürlich wie möglich gehalten werden und somit aus Sand bestehen.
Die erste Fahrt macht schon einen riesigen Spaß. Wir werden alle durchgeruckelt, bzw. bekommen die sogenannte "Shark Bay Massage", wie unsere geübte und großartige Fahrerin es nennt. Wir fahren vorbei an unzähligen Salzseen, auf denen Sand Fire wächst, welches die Aborigines oft zum Kochen verwendet haben, da es eine salzige Note hat. Bec meint, das müssen wir probieren, also steigen wir alle aus und verköstigen zwei Arten Sand Fire - salzig und lecker!
Weiter geht es zum ersten Aussichtspunkt, von dem aus man mit Glück Rochen, Haie, Delfine und mit noch viel mehr Glück Dugongs sehen kann. Wir erspähen viele große Rochen und zwei Haie - Sonja macht damit den ersten Schritt in ihrer Angstbekämpfung.
Ganz nebenbei werfen wir hier auch einen ersten Blick auf das, wofür dieser Nationalpark bekannt ist: Rote Klippen, die auf türkises Wasser treffen. Und diese Beschreibung trifft das Ausmaß dieses Naturspektakels nicht im Geringsten - die Farbkontraste hier sind einzigartig.
Als nächstes schickt uns Bec über einen halbstündigen Fußweg zum nächsten Punkt, wo sie mit Morning Tea auf uns wartet. Wir marschieren zu fünft über die Klippen, spotten einen weiteren Hai und genießen die schöne Natur. Nach einer kleinen Stärkung mit Tee, Äpfeln, Mandarinen (irgendwie seltsam für uns bei 30 Grad) und Keksen geht es weiter zum Secret Beach. Wir steigen die feuerroten Sanddünen hinauf und dahinter verbirgt sich der nächste Augenschmaus. Der Secret Beach ist zu schön um wahr zu sein, wir können uns kaum satt sehen. Mit Roter-Sand-Kunst nehmen wir noch einen weiteren traumhaften Strand für uns ein, der uns laut Bec somit bis zur nächsten Flut oder bis ein Ölkonzern ihn kauft, gehört - toll!
Während wir zu unserem nächsten Halt, die Big Lagoon, fahren, erzählt uns Bec einiges über die Umgebung, Australier und ihre Eigenheiten und von abenteuerlichen Stories ihres Jobs. Die Big Lagoon ist, wie der Name schon sagt, eine große Lagune, in der der rote Sand malerisch ins strahlend Türkise Wasser übergeht - ein besonderes Farbenspiel. Die Lagune ist bis zu 14 Meter tief und sogar Delfine und Dugongs kommen hier her. Es gibt leckere Bread Rolls und Kekse zum Mittagessen, bevor wir noch zu einer alten Schafscherer Anlage fahren, durch die Bec und mit ihrem Wissen führt. Der Tag wird mit einem Highlight abgerundet und wir haben noch das große Glück, ein Echidna am Straßenrand zu entdecken. Es gräbt gerade nach Ameisen und wackelt dann unter den nächsten Busch - leider so schnell, dass ein ordentliches Foto nicht mehr drin ist, die Stacheln sind also eine top Tarnung in der Wildnis.
Auf den Rückweg sehen wir noch zwei im Sand stecken gebliebene 4 Wheel Drives, daneben fleißig schaufelnde Passagiere. Bec lacht herzlich und sagt "Somebody else will help them!" - sie ist schließlich noch nie in die missliche Lage gekommen, im François Peron Nationalpark stecken zu bleiben. Morgen steht die Weiterfahrt nach Exmouth und den Cape Range Nationalpark an - Ningaloo Reef, wir kommen!
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