Zwei Maschinen in Peru
- Sonja
- 24. Okt. 2023
- 5 Min. Lesezeit
Obwohl Peru ganz spontan auf unsere Länderliste wandert, weil der Flug nach Lima der günstigste von Istanbul aus ist, ist es nicht weniger beeindruckend. Tatsächlich können wir nach 3 Wochen sagen, dass es mit zu unseren Favoriten der Reise gehört.
Aber von vorne. Wir landen in der Hauptstadt und beziehen unser schönes Hostel im hippen Stadtviertel Miraflores. Umgeben von vielen gleichgesinnten Backpacker:innen fühlen wir uns direkt pudelwohl und lernen coole Leute kennen.
Lima ist eine entspannte und riesige Stadt. Der vermutlich gute zivilisierte Start ins unbekannte Südamerika. Zuerst besuchen wir eine Ruinenstätte inmitten der Stadt, welche erst in den 80er Jahren unter Staub und Wiese entdeckt wurde. Diese stammt aus einer Zeit noch vor den Inkas und ist vor allem durch die Lage sehr beeindruckend.
Milaflores und das Streetart-Viertel Barranco sind bunt, belebt und modern. Entlang der Küste fühlt man sich sogar fast ein bisschen wie in den USA.
Bei einer Freewalking Tour mit einem nervtötenden, lauten Guide, erkunden wir "DAS HISTORISCHE ZENTRUM, KOLONIALE BAUTEN" und sehen aus der Ferne "DAS BUNTE, JEDOCH GEFÄHRLICHSTE STADTVIERTEL DER STADT. UND DER SALPETERKRIEG, INKA, WIR LIEBEN ESSEN."
Hungrig zieht es uns nach China Town. Dort angekommen scheint es, als wären wir in der verrücktesten Stadt der Welt angekommen. Es geht drunter und drüber. An einer Ecke steht ein im Kuhkostüm tanzender Mensch zu brechend lauter Musik. Neben ihm werden Früchte, Streetfood, Technikzubehör und Säfte in rauen Mengen verkauft. Eine Ecke weiter stehen 12 Welpen-Verkäufer mit viel zu kleinen Hunden auf dem Arm. In der nächsten Sekunde läuft uns ein Mann mit einer Trompete über den Weg, dann eine Zombie-Nonne (verkleidet), ein blinder Mann mit Mikrofon, Verstärker und einer grandiosen Stimme. Und so geht es weiter und weiter und weiter. Wir essen uns durch das köstliche Streetfood und sind begeistert von der wilden Stimmung hier.
Nach drei Tagen Stadttrubel geht es für uns weiter in den Norden Perus, nach Caraz. Das verschlafene Bergdorf auf 2300 Höhenmetern liegt malerisch zwischen tollen Bergen und hat echten Charme. In unserer süßen Unterkunft können wir das erste Mal so richtig unsere Spanisch-Skills auf die Probe stellen und merken, dass es tatsächlich ganz gut läuft! Wir können alles fragen was wir wollen, nur das verstehen ist noch schwierig, denn die Einheimischen sprechen viel zu schnell, sogar für Profis wie uns - aber das wird schon!
Wir machen drei Wanderungen, gestartet wird mit der Laguna Paron. Diese liegt auf 4300 Metern und das merken wir. Wir werden mit dem Taxi zur Lagune gefahren, da aufgrund eines Erdrutsches der Wanderweg gesperrt ist.
Die Laguna Paron raubt uns buchstäblich den Atem. Nicht nur ist sie atemberaubend schön, die Höhe macht uns extrem zu schaffen. Obwohl der Weg entlang des fantastischen Sees eben ist, fällt uns das atmen schwer und wir bekommen etwas Kopfweh. Der eigentlich kurze und einfache Aufstieg zum Aussichtspunkt ist dann eine echte Herausforderung. Uns wird schwindlig, schlecht und mulmig, sodass wir tausend Pausen machen müssen. Gelohnt hat sich das Leiden aber allemal:
Wanderung Nummer zwei führt uns zum kleinen See Pampacocha, welcher im gleichnamigen kleinen Bergdorf liegt. Es geht 1080 Höhenmeter hinauf, während wir eine spektakuläre Aussicht auf Caraz genießen. In Pampacocha angekommen, sind wir umgeben von hunderten von Erdbeer- und Maracujafeldern.
Bei einer Familie wollen wir ein paar Erdbeeren kaufen und werden herzlich auf das Feld eingeladen, wo gerade die Frauen und Kinder zusammensitzen, Früchte essen und Softdrinks trinken. Wir bekommen Maracuja zum probieren, bis die Pflück-Chefin einen ganzen Eimer voller Erdbeeren gefüllt hat. Als wir sagen, wir wollen nur ein wenig, wird gelacht und uns ca. 2 Kilo Erdbeeren übergeben. Diese wollen uns die Damen auch noch schenken, wir bestehen jedoch darauf 2 € dafür zu zahlen - die Erdbeeren sind köstlich!
Am Zielort angekommen springen wir in ein Collectivo, ein kleiner Van, der unterwegs Leute einsammelt, und fahren an einer schwindelerregenden Schotterpiste am Abgrund zurück nach Caraz. Die Fahrt macht Spaß und die Aussicht ist der Hammer!
Noch höher hinaus geht es bei Wanderung drei zur Laguna 69 (hihihi). Diese liegt auf 4600 Metern und ist nur über einen Wanderweg zu erreichen. Nach einem stärkenden Frühstück geht's los über einen der schönsten Wege, die wir je gegangen sind. Links, rechts, hinter und vor uns ragen die 6000er Berge empor, Wasserfälle plätschern vor sich hin, es geht vorbei an einem schönen kleinen See, wir sehen ein riesen Eichhörnchen und die Natur hier entlockt uns einige Wows.
Die Laguna 69 (hihihi) ist nach 830 Höhenmetern und 7 km das große Finale und leuchtet uns türkis entgegen. Mit der Höhe hatte diesmal nur Alex ein wenig Probleme, jedoch nicht einschränkend.
Bei dieser Wanderung merken wir das erste Mal so richtig, was für Maschinen wir schon geworden sind. Wir überholen die ganzen Loser und brauchen immer nur einen Bruchteil der angekündigten Zeit. 7,5 Monate regelmäßiges Wandern macht fit.
Nächster Halt: Arequipa. Wir fahren schlappe 33 Stunden mit dem Bus in die "weiße Stadt", die ihren Namen vom weißen Vulkangestein, aus dem die meisten der hiesigen Häuser gebaut sind - nicht von den ganzen Touriweißwürschten hier - hat.
Wir zwei Weißwürschte schlendern also durch die Gassen und besichtigen ein Nonnenkonvent, das auch als Stadt in der Stadt bezeichnet wird. Dieses ist in der Tat riesig und durch seine kunterbunten Wände besonders schön. Wir erfahren einiges über das Leben der Nonnen im Kloster und haben die Chance deren Wohnungen zu besichtigen. Je reicher die Nonne, desto größer ihre Wohnung. Money talks.
Arequipa liegt in der Nähe des Colca Canyons, des dritttiefsten Canyons der Welt. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und buchen eine zweitägige Tour, um hinein und - zum Leid einiger - wieder hinaus zu wandern.
Der erste Tag startet damit, die größten Landvögel der Welt zu beobachten - Kondore. Tatsächlich haben wir Glück und sehen zwei der mächtigen Vögel mit einer Spannweite von bis zu drei Metern. Mit einer ziemlich coolen Gruppe und unserer liebenswerten Guide Evelyn geht es dann erstmal 1200 Meter und 7 km hinab - schlecht für die Knie, aber wunderschön.
Nach einem stärkenden Lunch wandern wir auf der anderen Seite des Canyons weitere acht Kilometer und Evelyn zeigt uns verschiedene Pflanzen und deren Wirkung.
Auf ihre Geschichte, dass Schamanen in Peru Schlangenhaut nutzen, um z. B. einen Armbruch in 2-3 Monaten heilen zu lassen, fragt Sofia aus unserer Gruppe, ob der Arm nicht auch ohne Schlangenhaut in dieser Zeit heilen kann? "Well, yes, you really have to believe in it." Ein leises Kichern können wir uns alle nicht wirklich verkneifen.
Schließlich kommen wir in unserem überraschend schönen Camp ganz unten im Canyon an.
Wir springen alle in den Pool, ratschen und gehen früh ins Bett, da am Folgetag ein 1200 Meter Aufstieg um 4:30 Uhr VOR dem Frühstück auf uns wartet. Wir werden mit den Worten: "Our motivation is breakfast!" losgeschickt und kämpfen uns alle den Berg hinauf. Außer Alex, dem scheint das Ganze irgendwie überhaupt nicht schwer zu fallen.
Der Nachmittag ist gefüllt mit Touriprogramm. Wir baden in Hot Springs, für die wir natürlich extra zahlen, machen einen 1,5 stündigen Umweg zu einem Aussichtspunkt, wo wir ganze zwei Minuten verbringen und stoppen dann noch bei einem weiteren Aussichtspunkt, um wilde, eingezäunte Lamas und Alpakas zu sehen.
Zurück in Arequipa steigen wir in den Nachtbus zu unserem nächsten Ziel: Cusco. Die Nachtbusse der Türkei schmieren gegen diese Luxusliner übrigens so dermaßen ab, seht selbst:
laguna 69 da will ich auch mal hin lol